Travemünder Woche Mittelstrecke (nur für starke Nerven)

Mit rd. 40 Schiffen am Start entsprach das Meldeergebnis dem Vorjahr. Die neue Langstreckenregatta „Go east challenge“ war aufgrund der geringen Meldezahl abgesagt worden. Bei der Steuermannsbesprechung zeigte uns die Wettfahrtleitung schon mal die Flaggen für Bahnverkürzung und Abbruch der Wettfahrt, denn die Windvorhersage war alles andere als optimistisch. Pünktlich um 11 Uhr wurden zuerst die großen Yachten auf ihre Bahn geschickt und danach wir kleineren Yachten. Im Anfang war noch ein segelbarer Wind, mit dem wir allerdings nicht zurechtkamen. Auf der Kreuz lief es überhaupt nicht. Wir hätten aufgrund des Faktors das Feld anführen müssen und waren weit abgeschlagen. Bald war die liebe Konkurrenz nur noch als Punkt in der Ferne auszumachen. Der Wind ließ mehr und mehr nach und so entschlossen wir uns nach stundenlanger Schleichfahrt zum Abbruch der Wettfahrt. Über Funk kamen diverse Anfragen an die Wettfahrtleitung, die Wettfahrt doch bitte abzubrechen. Doch man ließ sich nicht beirren, denn es war für den Folgetag noch schwächerer Wind aus allen Richtungen angesagt. So hoffte man wenigstens eine Wettfahrt zustande zu bringen. Die OSC - Gruppen I und V, die eine andere Bahn als die Gruppen II, III  und IV zu segeln hatten, verhungerten in der Flaute. Zu dieser Zeit motorten wir bereits nach Grömitz. Wir hätten an diesem Tag Celestine in „Na und“ umtaufen mögen. Die SY „Na und“ kam aber mit den Windbedingungen gut zurecht und war 1 Stunde vor der zweiten Yacht in Gruppe II im Ziel. Der ansonst schnelle Lutz von der SY Tsunami berichtete später, dass er für die letzten 1,2 Meilen (abgekürzte Bahn OSC II,III,IV) 4 Stunden gebraucht hatte. Das abgekürzte Ziel lag 10 sm vom Hafen entfernt, sodass die letzten Yachten dort gegen 23:00 Uhr eintrafen. Die Landveranstaltung mit Life-Musik und schmackhaftem Essen war wie jedes Jahr gut. In den ersten Stunden waren wir die einzigen Regatta-Teilnehmer, da sich alle anderen noch auf See quälten. Die Wettfahrtleitung hat am Folgetag ihre Entscheidung, die Regatta nicht abzubrechen, als Fehler eingestanden. Die Rückregatta am Sonntag wurde stark verkürzt und sollte direkt von Grömitz nach Travemünde führen. Bei Südwind hieß das 10 SM Kreuzen. Im Anfang ging das bei 3 Bft. auch noch ganz gut. Wir quälten uns mal wieder…und wollten mit einem Befreiungsschlag hinaus in die Lübecker Bucht unser Glück versuchen. Zuerst sah das auch hervorragend aus. Die Konkurrenz blieb bei Pelzerhaken stehen und wir fuhren flott nach Osten. Nach rd. einer Stunde wähnten wir uns 3-4 SM in sicherer Luvposition. Der „Luftzug“ hatte mittlerweile auf Nord-Ost gedreht und wir setzten zur Abwechslung den Spi. Fahrt durch das Wasser nunmehr unter 1 Knoten und kurze Zeit später standen wir total im Öl. Das hielt 1 Stunde an. Durch das Fernglas konnten wir beobachten, dass  3 SM in Lee plötzlich Nordwind einsetzte und die Konkurrenz ordentlich Fahrt machte. Wir standen weiterhin wie angenagelt und nach 2,5 Stunden setzten wir erneut einen Funkspruch ab, dass wir auch diese Wettfahrt abbrechen würden, während die Konkurrenz bereits kurz vor dem Ziel stand. Unsere jungen Kameraden von der „SY Test“ um Chrissi Bauermeister haben diese Wettfahrt verdient gewonnen und wurden insgesamt zweiter hinter der Albin Express  von Jonas Erlandson. In OSC IV hatte Björn Carstensen als einziger am Sonnabend durchgehalten und gewann daher auch die Gesamtregatta. Andreas Gastreit mit der neuen Yacht „Grace“ konnte in OSC I die Regatta für sich entscheiden. Zum Maibock noch bei den Cruisern gestartet, ist das natürlich eine tolle Leistung. In OSC II siegte die Yacht „Padedo Liekedehler“  und in OSC V waren "die Tiger" erfolgreich. Die neue Yacht „Blond“ von Ulli Leu zeigt sich nicht mehr in schwarz, sondern im flotten Tiger-Look. Zur Preisverteilung saßen wir bereits wieder im Auto nach Berlin – schlecht gelaufen – zur Up & Down könnte es ja besser werden. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. 
 
Andreas Peschlow
SY Celestine